Samstag, 28. Mai 2011

Threats and threads

Relativ oft bin ich über zwei Wörter in deutschen Foren gestolpert, wo ich nicht so richtig weiss, was ich darüber denken soll. Es handelt sich wieder um Anglizismen. Was hier allerdings merkwürdig ist, sie sind keine Begriffe, die auf deutsch einfach anders gebraucht werden als in (amerikanischen) Englisch. Das verstehe ich, auch wenn es mich gelegentlich verwirrt. Hier wird ganz deutlich existierende englische Ausdrücke gemeint, aber sie werden häufig falsch geschrieben, bzw. mit anderen englischen Wörtern verwechselt: "Threat" (für "Thread") und "Making off" (für "making of"). Neuerdings habe ich auch "Best off" gesehen. Ich habe mich lange gefragt, was dahinter steckt. Warum werden insbesondere diese Worte verkannt?

Die Verwechslung von "Thread" und "Threat" lässt sich dadurch erklären, dass sie wegen der Auslautverhärtung im Deutschen nicht lautlich unterschiedlich wären. Was ich allerdings nicht verstehe, ist warum die Rechtschreibungsfehler hier vorkommen soll, da es um einen Ausdruck handelt, die die meisten wohl aus dem Internetbereich kennen -- also um ein Wort, dem man ohnehin hauptsächlich in schriftlicher Form begegnet. Die phonetische Regeln sollten also eine untergeordnete Rolle spielen (würde ich zumindest denken), aber das ist offensichtlich nicht der Fall.

"Making off" und "best off" sind etwas komplizierter, obwohl der Fehler ähnlich aussieht. Im Englischen sorgt das zweite F in "off" dafür, dass es stimmlos anstatt stimmhaft ausgesprochen wird, und bestimmt natürlich auch die Qualität des Vokals. Aber warum das von Deutschen möglicherweise lautlich anders interpretiert wäre, ist mir nicht ganz klar. Hier würde ich vermuten, dass das Problem eher in englischen Kollokationen zu finden ist. Die Partikel "off" taucht relativ häufig in englischen Phrasenverben (phrasal verbs) vor, "of" jedoch nur selten, da es sehr eng mit dem Genitiv verbunden ist.

Bei "Threat" muss ich bloß schmunzeln, vor allem da es manchmal zutrifft, aber "Making off" verwirrt mich, da ich mir dabei einen heimlichen Sich Davonmachen vorstelle und keinen künstlerischen Schaffensprozeß. Es stört mich auch, weil ich ein Objekt erwarte -- "making of" hat sich als eigenständiger Begriff eingebürgert, aber man muss "make off with something".  "Best off" macht mich etwas weniger stutzig, obwohl der Ausdruck auch in diesem Fall sich semantisch und syntaktisch ziemlich anders verhält. "Best off" ist eine Steigerungsform für "[be] well off" und wird oft durch ein Gerundium ergänzt ("you'd be best off not eating that second piece of cake").

Übrigens, weil ich gerade bei der deutschen Aussprache von englischen Wörtern bin: mich stört es immer wieder, wenn in den deutschen Nachrichten von NASA berichtet wird -- intervokalisches "S" wird nach den üblichen deutschen Rechtschreibungsregeln stimmhaft ausgesprochen, wobei ich unweigerlich an Nasen denke und nicht an Raumfahrtforschung. Ich weiss nicht, warum diese Abkürzung mich besonders stört, die meisten anderen werden ja auch auf landesüblicher Weise ausgesprochen, aber sie klingen normalerweise nicht wie deutsche Wörter. Oder sie sind Acronyms (sie werden buchstabiert, nicht als Wort ausgesprochen).

Dienstag, 10. Mai 2011

Bilingual theater

I'm already starting to get excited about a production of Gogol's Revizor which will be performed this summer bilingually in Russian and English at the local Shakespeare festival. This kind of thing absolutely fascinates me, for reasons which should be obvious to my readers here.

And it seems to be something which is not terribly uncommon; at least, I can think of a number of other similar projects where a play is performed in multiple languages for an audience who is not necessarily expected to understand both languages. One is a production of Wedekind's Frühlings Erwachen which a friend of mine in Germany participated in (and which opened approximately a week to late for me to see it, to my great regret). Deaf and hearing actors collaborated on the production, which was performed partly in sign language and partly in German. There's also a theater company in France called Demodocos, which regularly puts on performances in ancient Greek and French.

What is it about theater in particular that is receptive to such an undertaking in a way that novels, say, are not?

What particularly intrigues me is not the multilingualism per se, but the way it's being used in all of these examples. Switching languages is a common phenomenon in multilingual communities, but that's not the way it's being used here. The use of one language rather than another isn't embedded in a communicative speech situation, it's not a pragmatic choice made based on social considerations, but instead, externally and arbitrarily imposed, more or less. It may be significant here that the plays being performed are classics -- that is, the audience can be assumed to have some general familiarity with the story beforehand. They're not new plays, not plays written specifically with the intention of being performed in multiple languages.

There's something else that interests me, though: Specifically, the effect of partial non-comprehension on the part of the audience.

Obviously, one of the purposes of such projects is the cross-cultural collaboration, both for actors and audience. The French theater company is a little different because it's not bringing together two different groups of people, but the mediating function is similar: integrating classical Greek into a modern performance and trying to give the contemporary audience a glimpse of this world of the past.

Opera, of course, is another example of theater which is frequently performed in a language that the audience may not know, so the parallels may help us understand what's going on here. Certainly the presence of the actors on stage, their gestures, costumes, emotions, help the audience to follow the plot even if they don't understand all the words. But opera -- like so many foreign films -- is often performed with subtitles; there is thus a delay in comprehension, but ultimately we are provided with the meaning.

Here, however, there's a certain amount of resistance. A translation is not provided. One minute the words are easy to understand, the next we have to guess at what is happening. Undoubtably there are Brechtian motives at work here, preventing the audience from identifying too easily with what is happening on stage.

Considered another way, there's a certain appropriateness to having the actors speaking different languages. Theater is typically multi-voiced: it reveals the widely different ideologies which clash when we interact with each other. Both tragedy and comedy are arguably about the failure to communicate, albeit with different consequences. About the roles we play, about how easily we deceive ourselves and each other.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Zoon rhetorikon

Seit Wochen schriebe ich nichts zu Ende. Und doch wimmert mein Kopf gerade so mit Gedanken. Zu viele Gedanken, vielleicht, dass ich nicht mehr weiss, wo ich anfangen soll. Da Schreiben eine gewisse Ordnung benötigt. Auch die Gedanken an Freunden, die ich seit Monaten nicht geschrieben habe, obwohl ich sie nie vergesse. Es ist einfach alles zu viel.

Ich merke immer mehr in letzter Zeit, wie viel im Leben nicht kognitiv ist. Ich meine nicht, dass die Dinge unbeschreiblich ist – man kann vieles beschrieben, aber das Wort ersetzt das Ding nicht. Das Präsentsein. Das Sinnengespür.

Und ich bin doch ein Mensch des Wortes. Ich brauche die Sprache - die Versprachlichung von Erlebnissen – um fest zu halten. Damit ich überhaupt einen Anhaltspunkt habe an etwas, was dauert. Und um handeln zu können.

Manchmal habe ich eine wahnsinnige Angst vor dem Tod. Nicht weil ich es mir vorstellen kann, was das wirklich heisst, ich denke, das kann niemand. Der Verlust des Ichs besorgt mich. Oder sagen wir es genauer: Angst, dass ich sterben werde, bevor ich alles sagen kann, was in mir liegt. Was ich zu sagen habe. Nur ich. Nicht weil ich denke, dass ich neues, welterschütterndes zu sagen habe, sondern weil es eine Art Überleben ist. Und weil ich vielleicht allzuviel Literaturwissenschaftler bin, der die Welt schließlich als ein Stück Papier versteht, das zu beschriften ist. Und zu lesen. Ach, dieser Wunsch, gelesen zu werden. Und wenn ich daran glaube, dass jeder von uns eine Aufgabe im Leben hat, bedeutet das: eine Erzählung, die erzählt werden, die verwirklicht werden muss. Als ob Menschen Romane wären. Als ob man dabei in der Welt selbst Ordnung und Bedeutung stiften könnte, und nicht nur mit Worten.