"Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen."
Man vergißt leicht, dass wir immer mit der Geschichte leben. Zwar gibt es in Göttingen eine "Humboldtallee" und eine "Schillerstraße", und in der Innenstadt stehen überall Gebäude mit Plakaten, die ankündigen, welche historische Persönlichkeit dort gelebt hat. Aber am Ende sind sie nur Namen, nur Steine. Sie machen die Vergangenheit nicht lebendig.
Dann aber ein Beweis, der zeigt, wie präsent die Geschichte immer noch ist.
Letzten Donnerstag war ich im Unikino mit einem Freund und schaute einen furchtbar schlechten Film an als der Lautsprecher plötzlich meldete, wir sollen das Gebäude räumen. Wir gingen heraus, stand herum, schauten: nichts zu sehen, kein Polizei, kein Feuerwehr. Was denn los war? Keine Ahnung. Zuckten mit den Schultern, gingen nach Hause. Wenns wichtig wäre, stände es morgen in den Nachrichten.
Später lernte ich, dass man eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg auf einer Baustelle gefunden hatte. Die Umgebung wurde evakuiert während die Bombe entschärft wurde. Das erschütterte mich. Nicht weil ich besonders Angst hatte. Wegen der Erkenntnis. Deutschland ist ja kein Kriegsgebiet, wo Minen noch begraben liegen und man ständig aufpassen muss. Aber falls man vergessen hat: hier wurde mal Krieg geführt.
Solche Vorgänge seien nicht ungewöhnlich, wie Bekannten mir sagen. Leider scheint es -- wie es sich herausstellte -- auch nicht ganz ungefährlich zu sein. Dienstag hat man einen zweiten Blindgänger ausgegraben, aber bevor man ihn entschärfen konnte, ging die Bombe hoch. Drei Toten. Und Göttingen stand am nächsten Tag in den nationalen Nachrichten.
Sonntag, 6. Juni 2010
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