[Christmas and adventures in Bavaria. For those of you who don't read German I will try to put up an English version at some point. Some photos can be found here]
Zu Weihnachten und den Feiertagen war ich in Bayern und dann in Frankfurt bei verschiedenen Freunden von der Uni in Colorado. Es wurde viel gequatscht (und gestritten), gegessen, getrunken (Tee, nicht Alkohol), gespielt (hauptsächlich Welteroberungsversuche), und mittendrin wurden auch einige Stadtbesichtigungen gemacht. Ich glaube, es wird nicht so ganz leicht sein, sich wieder im Unileben zurechtzufinden. Vor allem war die Möglichkeit, sich über die Erfahrungen im Ausland austauschen zu können, unheimlich wichtig. Aber ich werde auch einfach die Gemeinschaft vermissen. Leute um mich zu haben. Ich bin sonst viel zu oft allein.
Trotzdem ist es schön, wieder im eigenen Bett zu schlafen.
Ich kam zuerst in München an, nach fünf Stunden Bahnfahrt und eine Stunde Verspätung im kalten Bahnhof. Wir liefen für einen halben Tag in München herum, während Martin sich über das Leben in Frankreich schimpfte, dann gingen wir nach Altötting, wo Martins Eltern, vier Geschwister, und eine Handvoll Katzen auf uns warteten. In den folgenden Tagen ging es nach der Burg zu Burghausen ("die längste Burg Europas"), die an der österreichischen Grenze liegt, und nach Herrnchiemsee und dem prachtvollen Abbild des Versailles von König Ludwig II. Beim letzteren Ausflug hatten wir einen kalten aber ungewöhnlich sonnigen Tag, der einen wunderbaren Blick auf den Alpen bot.
Obwohl man sich bemühte, Hochdeutsch zu reden, war der Akzent trotzdem anfangs leicht fremdartig für mich. Aber nach ein Paar Tage fühlte ich mich richtig einheimisch und die Aussprache kam mir derart normal vor, dass einige Tage später die Standardsprache in Frankfurt seltsam verblasst und tonlos klang. Wenn ich länger geblieben wäre, hätte ich wahrscheinlich angefangen, die Sprechweise selber leicht anzunähern. Auf jeden Fall habe ich mir einige Charakteristiken gemerkt (einzelne Wörter, z.B. die Zahlen: 'oan' für 'eins', 'zwoa' für 'zwei', 'fuchsig' für 'fünfzig'; das fast unentbehrliche Wort 'heuer' - 'nowadays' - sowohl als Adjektiv als auch Adverb verwendbar; die Sprachpartikel 'gäi', die am Ende eines Satzes angehängt wird und etwas wie 'you know' oder 'nicht wahr' bedeutet). Ich habe auch amüsiert beobachtet, wie der Martin im Laufe der Tage allmählich immer bairischer sprach.
Auf der Fahrt zwischen München und Frankfurt (ich lies Stanzels "Theorie des Erzählens") sagte der Sitznachbar im Vorübergehen plötzlich zu mir, das Buch von Martinez sei viel besser. Ich hätte unbedingt fragen sollen, ob er Literaturwissenschaftler sei und an welcher Uni. Vielleicht hätte ich etwas nützliches lernen können.
Frankfurt war fast eine andere Welt. Den Beinamen 'Mainhatten' für die Großstadt kenne ich seit der Schulzeit, aber ich hatte irgendwie nicht richtig begriffen, wie passend dieser Name ist. Nicht nur wegen der Wolkenkratzer, oder weil die große Banken dort sind. Auch der Stil ist ähnlich.
Ich kam gegen Mittag an, wir fuhren nach Königstein außerhalb der Stadt und gegen 7 ging die Cocktailparty los. Am anderen Morgen machten wir eine Stadtbesichtigung. Zwischen den modernen Gebäuden steht halbversteckt das Goethehaus - irgendwie hatte ich gar nicht gewusst, dass Goethe in Frankfurt geboren wurde - wiedergebaut nach dem Krieg und sehr nett konzipiert, wenig museumhaft, sondern ausgelegt, als ob die Familie jederzeit wieder nachhause kehren könnte.
Bei der Party war auch eine andere Amerikanerin dabei. Sie meinte, mein Englisch habe einen deutschen Akzent. Das hat mich etwas überrascht, ich kann andere Leute schlecht nachahmen, daher ist mir die amerikanische Aussprache im Englischen bisher immer deutlich erhalten geblieben, auch wenn ich, wie jetzt, häufig auf deutsch rede. Aber es mag wohl auch sein: mein Englisch ist anders als sonst. Ich muss mich richtig konzentrieren, wenn ich auf Englisch reden will, was den Sprachrhythmus schon verändert. Ich würde vermuten, dass ihr Eindruck von Fremdheit hauptsächlich daran liegt, dass ich die Füllwörter und Denkgeräusche (ja, ähm, hmm) meistens auf Deutsch mache.
Es gibt aber vielleicht auch einen indirekten Einfluss vom Deutschen in meiner Sprachgebrauch. Ich hab nämlich in der letzten Zeit bei mir einen Tendenz gemerkt, mich auf Englisch so auszudrücken, wie es hier üblich wäre. Das soll man nicht mißverstehen: es ist nicht als eine böse Kommentar auf 'die Deutschen, die kein richtiges Englisch können', gemeint. Im Gegenteil liegt eher eine Art Scham oder Feingefühl dahinter, ein Gefühl, dass man sich anpassen soll, es wäre irgendwie Großtuerei, auf meinem (wie es mir manchmal vorkommt, ungehobelten) amerikanischen Englisch zu beharren. Es hat auch nichts mit grammatischen Korrektheit zu tun. Ich rede einfach etwas vorsichtiger, wähle manchmal andere Wörter, vermeide bestimmte Ausdrücke.
Gestern fuhr ich dann wieder nach Göttingen, gerade rechtzeitig, um hier einen verschneiten Silvester zu feiern. Und wieder um die über Weihnachten vernachlässigten Lektüren und viel zu lange aufgeschobenen Seminararbeiten zu kümmern.
2 Kommentare:
This isn't related to the post - and it's belated - but hopefully you had a fun birthday as well!
LOL, thanks! Sorry about being a bit uh, erratic about staying in touch.
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