Dienstag, 28. September 2010

Fail!

What's wrong with this picture?

Those are πs, people! Not ωs.

(Ok, I know there's a least a slight chance that whoever was doing the inscription didn't know Greek. But surely anyone who has taken basic geometry or a bit of physics can distinguish a pi from an omega???)

Nope, nobody here but us language geeks.


Photo: Sign by the entrance to the CU-Boulder campus, near the Wolf Law Building. My thanks to my fellow classics student who drew my attention to this.

Donnerstag, 16. September 2010

Sprachverlust

So schnell vergisst man. Schon nach zwei Wochen merke ich, wie die Sprache immer weiter zurückweicht. Die Leichtigkeit beim Reden ist vorbei, ich muss die Worte entgraben und ich höre. wie die amerikanischen Vokalen immer deutlicher im meinem Mund werden. Das, obwohl meine Rede immer noch manchmal vom deutschen Syntax leicht geprägt ist.

So schnell geht es.
Anfangs wohl noch auffälliger als sonst, als ob das Gehirn wegen der Zeit, in der die Muttersprache vertrieben wurde, kompensieren will: jetzt wird Deutsch abgeriegelt.

Der Widerstand, wenn ich versuche, Deutsch zu reden.
Wie damals, vor fast neun Jahren, damals, als ich von Deutschland zurückkam und beinahe zusammenbrach.
Auch damals das Gefühl, alles sei mir bekannt aber ich wäre nicht da. Wie ein Fiebertraum.
Das Gefühl, ich kann auf gar nichts konzentrieren. Dissociation.

Das Gehirn wehrt sich. Ein Schutzreaktion. Wegen des Schmerzes. Weil es sonst viel zu viel weh tun würde. (Kann man Heimweh sagen, wenn es nicht Zuhause ist, nach dem man sich sehnt?)

Es ist, als ob ich meine Erlebnisse in Deutschland hier nicht mitteilen kann.

Gestern war ich bei einem Treffen der internationalen Studenten wo auch einige Deutschen dabei waren. Was sagt man eigentlich? Es ist ja nicht selbstverständlich, dass ich Deutsch kann, dass ich mich überhaupt für Deutschland interessiere.

Irgendwie bin ich schüchtern geworden, ich will mich ja nicht auf sie drängen, nur weil sie aus Deutschland kommen. Als ob wir deswegen zwangsläufig etwas gemeinsam hätten. Und ich will nicht tun, als ob ich ein Paar Semester Deutsch gelernt habe und es kaum erwarten kann, mit einem „real live German“ meine 5 oder 6 Floskeln auszuprobieren. Ich habe ähnliches zu oft erlebt. Es war mir immer höchst peinlich.

Wie sage ich, ich bin Germanistin, ich kenne mich in Deutschland gut aus, ich bin gerade von Deutschland zurückgekommen. Wenn ich selbst das Gefühl habe, kein Teil mehr an Deutschland zu haben?
Ich war so lange Ausländerin. Jetzt sind die Rollen getauscht; ich bin die Einheimische. Und darauf war ich irgendwie nicht vorbereitet. Dort drüben bedeutet es etwas anderes, Amerikanerin zu sein, als wenn ich hier bin. In Deutschland war alles irgendwie einfacher.

Ich könnte alles mit ein paar Sätze auf Deutsch erklären. Aber man weiß nie, ob es erwünscht ist. Wie es interpretiert wird.

Wahrscheinlich würden die Deutschen sich freuen, so unerwartet eine Amerikanerin zu treffen, die ziemlich gut Deutsch kann und ihre Kultur liebt. Aber es kann auch als eine Beleidigung empfunden werden, als Kritik an ihre Englischkenntnisse. Vor allem wenn sie hier gekommen sind, um ihr Englisch zu verbessern.
Ich habe es zu oft in Deutschland erlebt, das jemand hartnäckig mit mir Englisch redete, obwohl ich Deutsch konnte und wollte. Und dass es mir immer verletzte, als ob man mir nicht zutraute, Deutsch zu können, auch wenn ich wusste, so war es nicht gemeint.
Das will ich niemandem anderen antun.
Mir fällt es sowieso immer schwer, die Sprache plötzlich zu wechseln, wenn ich mein Gesprächspartner nicht schon sehr gut kenne. Ich habe immer das Gefühl, ich darf nicht, sowas tut man nicht, es ist unhöflich, anmaßend.

Dienstag, 14. September 2010

Odysseus poems (2)

Одиссей Телемаку (Joseph Brodsky)

Мой Tелемак,
Tроянская война
окончена. Кто победил - не помню.
Должно быть, греки: столько мертвецов
вне дома бросить могут только греки...
И все-таки ведущая домой
дорога оказалась слишком длинной,
как будто Посейдон, пока мы там
теряли время, растянул пространство.
Мне неизвестно, где я нахожусь,
что предо мной. Какой-то грязный остров,
кусты, постройки, хрюканье свиней,
заросший сад, какая-то царица,
трава да камни... Милый Телемак,
все острова похожи друг на друга,
когда так долго странствуешь; и мозг
уже сбивается, считая волны,
глаз, засоренный горизонтом, плачет,
и водяное мясо застит слух.
Не помню я, чем кончилась война,
и сколько лет тебе сейчас, не помню.

Расти большой, мой Телемак, расти.
Лишь боги знают, свидимся ли снова.
Ты и сейчас уже не тот младенец,
перед которым я сдержал быков.
Когда б не Паламед, мы жили вместе.
Но может быть и прав он: без меня
ты от страстей Эдиповых избавлен,
и сны твои, мой Телемак, безгрешны.

Odyss an Telemach
(My translation. I take full blame for the mangling of the poem)

Lieber Telemach
Der troianische Krieg
ist nun vorbei. Wer die Oberhand gewann, weiß ich nicht.
Wahrscheinlich die Griechen: So viele Leichen
der Heimat fern könnten nur Griechen zum Boden werfen.
Immerhin ist der Weg, der nach Hause führt, etwas lang geworden,
Vielleicht hat Poseidon, als wir dort
unsere Zeit verschwendeten, den Raum ausgedehnt.
Unbekannt, wo ich mich jetzt befinde,
was mir gegenüber. Irgendein grausames Insel,
Gebüsch, Gebäude, grunzende Schweine,
Ein verwilderter Garten, irgendeine Königin,
Gras und Gestein…mein lieber Telemach:
Jede Insel gleicht der anderen
Wenn man so viele Länder durchwandert, und das Gehirn
stolpert, die Wellen zählend,
die Auge, wund geworden am Horizont, weint,
und das Fleisch des Wassers verstopft das Ohr.
vergessen habe ich, wie der Krieg ausging,
und wie alt du jetzt bist, weiß ich nicht.

Werde groß, mein Telemach, werde groß.
Gott weiß, wann wir uns wieder sehen.
Und du bist nicht mehr der Säugling,
vor dem ich meine Ochsen zügelte.
Gäbe es Palamed nicht, wären wir jetzt zusammen.
Aber vielleicht hat er recht getan: ohne mich
bleiben dir die Schrecken des Ödipus erspart,
arglos, Telemach, sind deine Träume.

Enough has been written on Brodsky and his use of Odysseus as one of his lyric personas that I'm not going to try to comment much on the poem. The motifs he picks up here are fairly conventional -- Odysseus as wanderer, a symbol of all the exiles and Vertriebene of the twentieth century -- what makes the poem so delightful, however, is the ironical tone that dominates the lines, an irony directed as much at the speaker himself as at the trials of the war. With Brodsky, one also always has to read it in combination with the other poems where he varies and transforms the same motif.

Montag, 13. September 2010

Schweiz

Vor der Abreise habe ich drei Tage in der Schweiz bei einem Freund verbracht. Was am ersten auffällt sind die Vertikale. Es geht ständig nach oben und nach unten. Die Städte sind wirklich in den Bergen gebaut: als ich am Bahnhof in Baden ankam, läuft man keine Hundert Meter bis man zu einem steilen Abhang kommt; dort geht es im Aufzug 5-6 Stockwerke abwärts zum Fluß.

Die Sprache fand ich etwas befremdend. Wenn ich Leute auf der Straße reden hörte, hatte ich manchmal das Gefühl, ich weiß gar nicht, welche Sprache sie sprechen. Es war nicht nur (wie in Deutschland wenn man Dialekt spricht), dass ich kaum ein Wort verstanden habe. Die Laute und der Sprachrhythmus sind so anders, als ob es eine völlig andere Sprache ist. Wenn man direkt zu mir redete, haben wir uns meistens verständigen können. Wenn sie sich doch wiederholen mussten (und oft dabei zum Englisch wechselten), war ich bemüht, meine Sprachkenntnisse nicht zu verteidigen und zu sagen, ich verstehe ja Deutsch, habe aber nur Bundesdeutsch gelernt, bin bloß an Schweizerdeutsch nicht gewöhnt.
Der Martin hatte als Bayer offensichtlich keine Probleme mit der Sprache, aber es war eine Erleichterung für mich zu wissen, dass seine deutsche Freundin und Mitbewohnerin beide fast genauso viele Schwierigkeiten hatten als ich.

Vokabelunterschiede gibt es auch. Plötzlich heißt es Velo und Bancomat anstatt Fahrrad und Geldautomat. Und „Reformhaus“ und „Kolonialwaren“ scheinen noch einigermaßen brauchbar zu sein. Ich habe über die viele Restaurants, die „Take away“ (für „to go“ oder „take out“ auf Amerikanisch) anbieten, etwas schmunzeln müssen; auch dieser Ausdruck scheint sich in der Schweiz etwas besser eingebürgert zu haben als in Deutschland, wenigstens kann ich mich nicht daran erinnern, ihn dort so häufig gesehen zu haben.

In Zürich haben wir das schweizerische Landesmuseum besucht. Wir sind (aus Gründe, die man uns nie richtig erklärte) an dem Tag kostenlos reingekommen und beim Eingang stand ein Mann, der kleine Schachteln mit Eis an den Besuchern gab. Das Museum selbst war sehr nett aufgemacht; leider hatten wir nur etwa zwei Stunde, bis es zu machte, aber es gab eine Menge zu sehen und zu lernen. Leider merke ich, wie wenig ich über die Geschichte der Schweiz eigentlich kenne. Als Germanistin gibt es manchmal ein Tendenz, Österreich und die Schweiz lediglich als Anhängsel von Deutschland zu betrachten, was wohl ziemlich ungerecht ist.

(Fotos von der Reise: Zürich; Baden)

Donnerstag, 2. September 2010

Daheim

Ich laufe an der Uni herum und es kommt mir gespenstisch vor: ich weiß nicht, ob ich wirklich hier bin. Es ist merkwürdig, wieder hier zu sein, in der gleichen Stadt, in der gleichen Wohnung, wie vor einem Jahr. Als ob sich nichts geändert hätte. Als ob kein Jahr inzwischen vergangen ist. Und doch habe ich viel erlebt. Ist das alles so schnell vorbei? Lebt man sich so einfach ohne weiteres in das alte Leben ein? Ich weiss es nicht.

Am Tage vor meiner Abreise habe ich mich ins Bett gelegt und wollte nur noch weinen. Getrauert um all das, was mir jetzt verloren geht.

Ich höre die Leute und denke, wie doof diesen amerikanischen Akzent klingt. Und wenn ich Englisch rede, komme ich mir selbst höchst komisch vor, vor allem, wie am Flughafen, wenn ich fremde Leute etwas fragen muss. Als ob ich die falsche Sprache spreche, wie ein Tourist, der sich im Land nicht auskennt. Beim Reden muss ich aufpassen, damit keine deutsche Worte herausschlupfen, vor allem wenn ich spontan reagiere.

Ich glaube, mein Russisch ist in Deutschland besser geworden als mein Deutsch. Думаю, что знание русского языка больше улучшилось в Германию, чем знания немецкого языка. Ну, конечно, уже говорю по-немецки свободно. Успех не так ясный. Man muss sich wirklich bewußt bemühen, die Kenntnisse zu erweitern, wenn man sich schon problemlos verständigen kann. Und das habe ich nicht getan. Nicht genug. По-русски это легче: говорю всё-таки так плохо, скоро увидно, когда делаю успех.