Heute hat ein Unbekannter Korrektur für meine Hausarbeit gelesen.
Ich war an der Uni um einen Rechner zu benutzen, um wenigstens die Grammatik zu überprüfen, bevor ich die Hausarbeiten morgen abgebe. Eigentlich hätte ich einen deutsche Muttersprachler fragen sollen, die Arbeiten durchzulesen, aber ich habe keine Zeit mehr dafür, da ich Übermorgen abreise. Und ich habe zu lange für die Hausarbeiten gebraucht; früher waren sie nicht fertig...
Am Rechner funktionierte die Grammatiküberprüfung irgendwie nicht. Ich fragte schließlich einen Junge neben mir, ob er wusste, was ich machen müsste, damit das Programm richtig funktionierte. Er hat vorgeschlagen, ich sollte einen Rechner mit Word in der Bibliothek aussuchen, mit Open Office geht es nicht so richtig.
Dann hat er meine Arbeit angeschaut und fing einfach an, den Text auf dem Bildschirm durchzulesen. Und korrigierte mit mir Abschnitt für Abschnitt die ganze Arbeit. Alle 20 Seiten. Wir haben wahrscheinlich anderthalb Stunden da gesessen. Er hat wirklich sehr viel geholfen, vor allem da ich vermute, dass es nicht unbedingt sein Fachgebiet war.
"Danke" reicht überhaupt nicht aus, um meine Gefühle auszudrücken. Die völlig unerwartete, spontane freundliche Geste...
Ich weiss nicht, wie er überhaupt heisst. Ich hätte Fragen können. Ich hätte ihn wenigstens zu einem Kaffee einladen können. Mindestens so viel wäre ich ihm schuldig gewesen.
Aber irgendwie habe ich überhaupt nicht daran gedacht. Es kam so unerwartet vor...jetzte habe ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen, mich nicht richtig bei ihm bedankt zu haben. Ich hoffe, er ist nicht verletzt, dass er sich so viel Mühe gegeben hat für jemand, der es gar nicht schätzt. (Undankbar bin ich nicht. Nur blöd.)
Aber das kann ich ihn nicht sagen. Nur hoffen, dass er verstanden hat. Und dass ich irgendwann auch in der Lage sein wird, jemandem anderen einen ähnlichen Gefallen zu tun.
Die Freundlichkeit von Fremden ist immer so unheimlich rührend.
Donnerstag, 26. August 2010
Dienstag, 24. August 2010
Odysseus poems (1)
Meditation am Webstuhl (Cyrus Atabay)
Verzweifle am Turnus der Dinge und schwöre ihm ab:
du schaffst ihn nicht aus der Welt.
Das Unaufhörliche hält nicht inne,
es wiederholt die Muster und erneuert den Umlauf.
Darum will ich nicht ins Detail gehen,
das tun schon andere und meinen,
der Ausschnitt erschöpfe das Ganze.
Was dich einmal entrückte,
so der Geruch der Mahd
oder das Licht nach einem Gewitter,
wird dich immer bezaubern:
Dort gilt es den Faden wieder aufzunehmen,
weiterzuknüpfen an dem Gewebe,
dessen Maschen die Schattenhand löst.
Du muß die Buhler, die dich von der Vergeblichkeit deines Unternehmens
– mit immerhin bestechenden Argumenten – überzeugen wollen,
ausbooten.
Einzig den Freier erhoffend, der den Bogen nimmt,
den keiner zu spannen vermochte,
dich an die Sehne legt, den Pfeil,
der durch die Ringe fliegt,
treffend die zeitlose Mitte.
Meditation at the Loom
(my translation)
Doubt the cyclic order of the world and forthswear it:
you won’t cause it to not exist.
That which is unceasing never pauses for reflection,
it recreates the pattern and begins its revolution anew.
And so I won’t go into detail;
others have already done so, claiming
the whole is contained within an excerpt.
What delighted you once –
so the scent of the mowing
or the light after a storm –
this will always enchant you:
The task is to pick up the thread again,
to tie it once more into the web
whose stitches an invisible hand releases.
Those wooing you, who wish to convince you
– indeed, with oh-so-seductive arguments – that your task is futile:
send them packing!
Await with hope that suitor only, who takes the bow in his hand
which none have managed to draw,
who places you against the bowstring, an arrow
that flies through the rings
striking that timeless center.
____________
Cyrus Atabay spent much of his life "unterwegs" between Iran, England and Germany, so perhaps it's not surprising that a number of his poems are concerned with the figure of the wanderer Odysseus. What's interesting about "Meditation am Webstuhl" is that it doesn't explicitly take up the theme of exile and return. Rather, it's a reflection upon history and tradition, the problem of writing what has already been said before.
Atabay's style is unusual, I find, and I make no claims to having produced a translation which captures the "texture" of the original. I found the hypotaxis in the middle of the poem particularly striking -- "ausbooten"** ends up being especially emphasized, whether through intent or the restrictions of German word order or both.
** The boat metaphor doesn't seem to carry over into English so easily. With some difficulty I restrained myself from translating this as "boot out".
Verzweifle am Turnus der Dinge und schwöre ihm ab:
du schaffst ihn nicht aus der Welt.
Das Unaufhörliche hält nicht inne,
es wiederholt die Muster und erneuert den Umlauf.
Darum will ich nicht ins Detail gehen,
das tun schon andere und meinen,
der Ausschnitt erschöpfe das Ganze.
Was dich einmal entrückte,
so der Geruch der Mahd
oder das Licht nach einem Gewitter,
wird dich immer bezaubern:
Dort gilt es den Faden wieder aufzunehmen,
weiterzuknüpfen an dem Gewebe,
dessen Maschen die Schattenhand löst.
Du muß die Buhler, die dich von der Vergeblichkeit deines Unternehmens
– mit immerhin bestechenden Argumenten – überzeugen wollen,
ausbooten.
Einzig den Freier erhoffend, der den Bogen nimmt,
den keiner zu spannen vermochte,
dich an die Sehne legt, den Pfeil,
der durch die Ringe fliegt,
treffend die zeitlose Mitte.
Meditation at the Loom
(my translation)
Doubt the cyclic order of the world and forthswear it:
you won’t cause it to not exist.
That which is unceasing never pauses for reflection,
it recreates the pattern and begins its revolution anew.
And so I won’t go into detail;
others have already done so, claiming
the whole is contained within an excerpt.
What delighted you once –
so the scent of the mowing
or the light after a storm –
this will always enchant you:
The task is to pick up the thread again,
to tie it once more into the web
whose stitches an invisible hand releases.
Those wooing you, who wish to convince you
– indeed, with oh-so-seductive arguments – that your task is futile:
send them packing!
Await with hope that suitor only, who takes the bow in his hand
which none have managed to draw,
who places you against the bowstring, an arrow
that flies through the rings
striking that timeless center.
____________
Cyrus Atabay spent much of his life "unterwegs" between Iran, England and Germany, so perhaps it's not surprising that a number of his poems are concerned with the figure of the wanderer Odysseus. What's interesting about "Meditation am Webstuhl" is that it doesn't explicitly take up the theme of exile and return. Rather, it's a reflection upon history and tradition, the problem of writing what has already been said before.
Atabay's style is unusual, I find, and I make no claims to having produced a translation which captures the "texture" of the original. I found the hypotaxis in the middle of the poem particularly striking -- "ausbooten"** ends up being especially emphasized, whether through intent or the restrictions of German word order or both.
** The boat metaphor doesn't seem to carry over into English so easily. With some difficulty I restrained myself from translating this as "boot out".
Samstag, 21. August 2010
Trier
Letzte Wochenende fuhr ich nach Trier, um einen Freund zu besuchen, der mir in den letzten Monaten sehr am Herzen gewachsen ist. Wir haben so lange abends zusammen auf Skype gequatscht, und nun hats endlich geklappt, dass wir beide einige Tage frei hatten wo ich hinfahren konnte. Ich merke jetzt, wie wichtig der Ausflug für mich war, um meine Aufenthalt hier abzuschließen. Ich hätte sonst immer das Gefühl gehabt, etwas wichtiges versäumt zu haben.
Nun haben wir drei wunderschöne Tage zusammen verbracht, trotz unterschiedlicher Zwischenfälle, die immer gedroht haben, die Zeit für sich im Anspruch zu nehmen. Das Wochenende haben wir extra ausgewählt, damit ich das jährliche Römerfest mitbekommen konnte. Die Stadt ist - als ein Ganzes - ein bisschen schmuddelig (obwohl es durchaus schöne Stellen gibt), aber war für mich als Altphilologin natürlich sehr interessant, da sie als "älteste Stadt Deutschlands" aus der Römerzeit stammt und es noch ziemlich viele Überreste der römische Siedlung zu sehen gibt. Die Römerspiele haben mir sehr gut gefallen, die Inszenierung im Amphitheater war nur so-so, aber die Römer und Germanen, die eine Kampfdarstellung gegeben haben (Bilder), waren echt gut. Nur merke ich wieder, dass man als Zuschauer bei solchen Reenactments nur wenig davon miterlebt - eigentlich müsste man da mitmachen, um die Arbeit, die dahinter steckt, zu verstehen. (Ich hatte ja vor, hier in Deutschland eine Mittelaltergruppe in der Nähe aufzusuchen und wenigstens anzufangen, die Szene ein Bisschen kennenzulernen, aber irgendwie habe ich mich nicht getraut, obwohl es hier in Göttingen anscheinend sogar eine aktive Gruppe gibt. Tja...verpasste Chancen, wie so oft bei mir...)
Ein "Extra" auf der Reise war die Bahnfahrt zwischen Mainz und Koblenz, die größtenteils am Rheinufer entlang ging, wo man die vielen mittelalterlichen Städte und die Weinbergen vorbeiziehen sehen kann. Echt schön und beeindrückend. Es ist leicht zu verstehen, warum die Gegend ein Touristenziel ist.
Auch super war die Tatsache, dass ich die ganze Zeit überhaupt nicht an meine Hausarbeiten gedacht habe. War eine Abwechslung, dass ich dringend nötig hatte...jetzt muss ich leider schuften, damit ich die Hausarbeiten vor der Abreise in die USA fertig kriege...zum Glück habe ich schon die organisatorische Sachen größtenteils erledigt...und dann geht es Ende nächster Woche für ein Paar Tage nach Zürich, und dann zum Flughafen und über den Teich.
Ich weiss immer noch nicht, wie ich darüber fühle, dass die Zeit schon fast vorbei ist. Manchmal merke ich schon, dass ich mich freue, "meine Leute" in Colorado wieder zu sehen. Und dann im nächsten Moment kommt es mir vor, ich habe in den USA nichts zu tun, und ich sehe nur eine einsame Leere, die auf mich wartet. Und dann weiss ich nicht, wie ich dort wieder Fuß fassen wird.
Nun haben wir drei wunderschöne Tage zusammen verbracht, trotz unterschiedlicher Zwischenfälle, die immer gedroht haben, die Zeit für sich im Anspruch zu nehmen. Das Wochenende haben wir extra ausgewählt, damit ich das jährliche Römerfest mitbekommen konnte. Die Stadt ist - als ein Ganzes - ein bisschen schmuddelig (obwohl es durchaus schöne Stellen gibt), aber war für mich als Altphilologin natürlich sehr interessant, da sie als "älteste Stadt Deutschlands" aus der Römerzeit stammt und es noch ziemlich viele Überreste der römische Siedlung zu sehen gibt. Die Römerspiele haben mir sehr gut gefallen, die Inszenierung im Amphitheater war nur so-so, aber die Römer und Germanen, die eine Kampfdarstellung gegeben haben (Bilder), waren echt gut. Nur merke ich wieder, dass man als Zuschauer bei solchen Reenactments nur wenig davon miterlebt - eigentlich müsste man da mitmachen, um die Arbeit, die dahinter steckt, zu verstehen. (Ich hatte ja vor, hier in Deutschland eine Mittelaltergruppe in der Nähe aufzusuchen und wenigstens anzufangen, die Szene ein Bisschen kennenzulernen, aber irgendwie habe ich mich nicht getraut, obwohl es hier in Göttingen anscheinend sogar eine aktive Gruppe gibt. Tja...verpasste Chancen, wie so oft bei mir...)
Ein "Extra" auf der Reise war die Bahnfahrt zwischen Mainz und Koblenz, die größtenteils am Rheinufer entlang ging, wo man die vielen mittelalterlichen Städte und die Weinbergen vorbeiziehen sehen kann. Echt schön und beeindrückend. Es ist leicht zu verstehen, warum die Gegend ein Touristenziel ist.
Auch super war die Tatsache, dass ich die ganze Zeit überhaupt nicht an meine Hausarbeiten gedacht habe. War eine Abwechslung, dass ich dringend nötig hatte...jetzt muss ich leider schuften, damit ich die Hausarbeiten vor der Abreise in die USA fertig kriege...zum Glück habe ich schon die organisatorische Sachen größtenteils erledigt...und dann geht es Ende nächster Woche für ein Paar Tage nach Zürich, und dann zum Flughafen und über den Teich.
Ich weiss immer noch nicht, wie ich darüber fühle, dass die Zeit schon fast vorbei ist. Manchmal merke ich schon, dass ich mich freue, "meine Leute" in Colorado wieder zu sehen. Und dann im nächsten Moment kommt es mir vor, ich habe in den USA nichts zu tun, und ich sehe nur eine einsame Leere, die auf mich wartet. Und dann weiss ich nicht, wie ich dort wieder Fuß fassen wird.
Dienstag, 10. August 2010
Geflügelte Worte
Den Ausdruck "geflügelte Worte"** für generell verbreiteten Zitate, Aussprüche und Redewendungen ist mir schon lange bekannt, aber es ist mir erst vor kurzem plötzlich eingefallen, dass es eine Übersetzung des Homerischen ἔπεα πτερόεντα ist (wo es natürlich eine völlig andere Bedeutung hat).
Diese Momente der Einsicht sind ein Grund, warum ich gerne Sprachen lerne: Es gibt immer etwas neues zu entdecken. Auch in Wörtern, die man tausendmal in der Woche benutzt. Ich weiss nicht, wie lange es gedauert hat, bis ich erkannt hat, dass "nächste" die Steigerungsform von "nah" ist. Ich hatte "nächste" immer mit Zeit verbunden, und "nah" mit Räumlichkeiten.
**Der Begriff wurde von Georg Büchmann geprägt, der seiner Zitatensammlung von 1894 diesen Titel gab. Er schrieb: "nicht Zitate im engeren Sinn, sondern solche, die, sozusagen losgelöst von ihrem Autor und ihrem ursprünglichen Zusammenhang, in übertragenem Sinne angewendet werden und dabei in den alltäglichen Sprachschatz eingehen, wobei sie auch ihren Wortlaut ändern können"
Diese Momente der Einsicht sind ein Grund, warum ich gerne Sprachen lerne: Es gibt immer etwas neues zu entdecken. Auch in Wörtern, die man tausendmal in der Woche benutzt. Ich weiss nicht, wie lange es gedauert hat, bis ich erkannt hat, dass "nächste" die Steigerungsform von "nah" ist. Ich hatte "nächste" immer mit Zeit verbunden, und "nah" mit Räumlichkeiten.
**Der Begriff wurde von Georg Büchmann geprägt, der seiner Zitatensammlung von 1894 diesen Titel gab. Er schrieb: "nicht Zitate im engeren Sinn, sondern solche, die, sozusagen losgelöst von ihrem Autor und ihrem ursprünglichen Zusammenhang, in übertragenem Sinne angewendet werden und dabei in den alltäglichen Sprachschatz eingehen, wobei sie auch ihren Wortlaut ändern können"
Mittwoch, 4. August 2010
Addendum
Ich glaube, was mich gestört hat war die einfache Tatsache, dass es völlig anders ist, in Deutschland arbeiten zu wollen, als hier befristet als Student oder Gast zu wohnen.
Wenn ich Probleme habe, in der Arbeitswelt in den USA Fuß zu fassen, so ist es nicht zu erwarten, dass es in Deutschland einfacher wäre. Aber ich hatte mir trotzdem irgendwie eingebildet, dass ich meine Fähigkeiten hier besser einsetzen könne, als zu Hause. Da man hier ja Deutsch spricht.
Aber das ist genau der Punkt.
Ich bin bisher ziemlich priviligiert gewesen. Als Amerikanerin. Genau gesagt: als Amerikanerin, die vor allem die deutsche Kultur liebt und gegenüber dem eigenen Heimatland sehr kritisch ist. Und die zusätzlich sehr gut Deutsch kann. Solange ich noch studiere, wirkt das alles zu meinem Vorteil. Da viele Deutschen neugierig sind, wie die Welt aus amerikanischer Perspektive aussieht. Weil ich nicht „typisch amerikanisch“ bin, weil ich ihre Sprache gelernt habe, obwohl alle Welt Englisch spricht, kommt mir meistens eine gewisse Hochachtung entgegen. In sozialler Hinsicht habe ich also immer das Gefühl gehabt, dass es für mich hier einen Platz gibt. Das ich geschätzt bin und zu der Gemeinschaft etwas beitragen kann.
Aber sobald man Arbeit sucht, sieht es ganz anders aus. Die Bedingungen sind anders.
Und die Firmen, die Englischkenntnissen suchen (das ist es ja, was ich auf dem Arbeitsmarkt hauptsächlich anzubieten habe), wollen es, um konkurrenzfähig auf den internationalen Markt zu sein. Das wäre aber nichts für mich. In einer solchen Umgebung wäre ich vollkommen unglücklich. Der Handelsinstinkt fehlt mir.
Etwas im kulturellen Bereich würde mir besser passen. Dort wäre es allerdings eher angesagt, Deutsch als Muttersprache zu haben...wenigstens solange das Publikum aus Deutschen besteht. Sonst müsste es darum gehen, die deutsche Kultur einem anderen Publikum zu vermitteln, etwa im angelsächsishen Raum, für Menschen, die kein Deutsch sprechen...
Ich glaube, wenn es auf mir ankäme, würde ich am liebsten als Dramaturg oder Regieassistentin an einem Theater arbeiten. Dann könnte ich meine literaturwissenschaftliche Kenntnisse einsetzen (wofür ich ja studiert habe, im Gegensatz zu Englisch, was keine besondere Leistung meinerseits ist) und gleichzeitig mit anderen Menschen an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. So was wäre die ideale Verbindung von Neigung und Fähigkeit.
Oder ich gehe eben zurück in den USA und lasse mich für Unterricht im Bereich "Englisch als Fremdsprache" ausbilden.
Wenn ich Probleme habe, in der Arbeitswelt in den USA Fuß zu fassen, so ist es nicht zu erwarten, dass es in Deutschland einfacher wäre. Aber ich hatte mir trotzdem irgendwie eingebildet, dass ich meine Fähigkeiten hier besser einsetzen könne, als zu Hause. Da man hier ja Deutsch spricht.
Aber das ist genau der Punkt.
Ich bin bisher ziemlich priviligiert gewesen. Als Amerikanerin. Genau gesagt: als Amerikanerin, die vor allem die deutsche Kultur liebt und gegenüber dem eigenen Heimatland sehr kritisch ist. Und die zusätzlich sehr gut Deutsch kann. Solange ich noch studiere, wirkt das alles zu meinem Vorteil. Da viele Deutschen neugierig sind, wie die Welt aus amerikanischer Perspektive aussieht. Weil ich nicht „typisch amerikanisch“ bin, weil ich ihre Sprache gelernt habe, obwohl alle Welt Englisch spricht, kommt mir meistens eine gewisse Hochachtung entgegen. In sozialler Hinsicht habe ich also immer das Gefühl gehabt, dass es für mich hier einen Platz gibt. Das ich geschätzt bin und zu der Gemeinschaft etwas beitragen kann.
Aber sobald man Arbeit sucht, sieht es ganz anders aus. Die Bedingungen sind anders.
Und die Firmen, die Englischkenntnissen suchen (das ist es ja, was ich auf dem Arbeitsmarkt hauptsächlich anzubieten habe), wollen es, um konkurrenzfähig auf den internationalen Markt zu sein. Das wäre aber nichts für mich. In einer solchen Umgebung wäre ich vollkommen unglücklich. Der Handelsinstinkt fehlt mir.
Etwas im kulturellen Bereich würde mir besser passen. Dort wäre es allerdings eher angesagt, Deutsch als Muttersprache zu haben...wenigstens solange das Publikum aus Deutschen besteht. Sonst müsste es darum gehen, die deutsche Kultur einem anderen Publikum zu vermitteln, etwa im angelsächsishen Raum, für Menschen, die kein Deutsch sprechen...
Ich glaube, wenn es auf mir ankäme, würde ich am liebsten als Dramaturg oder Regieassistentin an einem Theater arbeiten. Dann könnte ich meine literaturwissenschaftliche Kenntnisse einsetzen (wofür ich ja studiert habe, im Gegensatz zu Englisch, was keine besondere Leistung meinerseits ist) und gleichzeitig mit anderen Menschen an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. So was wäre die ideale Verbindung von Neigung und Fähigkeit.
Oder ich gehe eben zurück in den USA und lasse mich für Unterricht im Bereich "Englisch als Fremdsprache" ausbilden.
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