Donnerstag, 5. Mai 2011

Zoon rhetorikon

Seit Wochen schriebe ich nichts zu Ende. Und doch wimmert mein Kopf gerade so mit Gedanken. Zu viele Gedanken, vielleicht, dass ich nicht mehr weiss, wo ich anfangen soll. Da Schreiben eine gewisse Ordnung benötigt. Auch die Gedanken an Freunden, die ich seit Monaten nicht geschrieben habe, obwohl ich sie nie vergesse. Es ist einfach alles zu viel.

Ich merke immer mehr in letzter Zeit, wie viel im Leben nicht kognitiv ist. Ich meine nicht, dass die Dinge unbeschreiblich ist – man kann vieles beschrieben, aber das Wort ersetzt das Ding nicht. Das Präsentsein. Das Sinnengespür.

Und ich bin doch ein Mensch des Wortes. Ich brauche die Sprache - die Versprachlichung von Erlebnissen – um fest zu halten. Damit ich überhaupt einen Anhaltspunkt habe an etwas, was dauert. Und um handeln zu können.

Manchmal habe ich eine wahnsinnige Angst vor dem Tod. Nicht weil ich es mir vorstellen kann, was das wirklich heisst, ich denke, das kann niemand. Der Verlust des Ichs besorgt mich. Oder sagen wir es genauer: Angst, dass ich sterben werde, bevor ich alles sagen kann, was in mir liegt. Was ich zu sagen habe. Nur ich. Nicht weil ich denke, dass ich neues, welterschütterndes zu sagen habe, sondern weil es eine Art Überleben ist. Und weil ich vielleicht allzuviel Literaturwissenschaftler bin, der die Welt schließlich als ein Stück Papier versteht, das zu beschriften ist. Und zu lesen. Ach, dieser Wunsch, gelesen zu werden. Und wenn ich daran glaube, dass jeder von uns eine Aufgabe im Leben hat, bedeutet das: eine Erzählung, die erzählt werden, die verwirklicht werden muss. Als ob Menschen Romane wären. Als ob man dabei in der Welt selbst Ordnung und Bedeutung stiften könnte, und nicht nur mit Worten.

2 Kommentare:

Sierra hat gesagt…

Beautifull entry. Do you write in German because it's allso more intimate than most entries on this blog? Pardon that I don't reply in German, but if my english grammar is bad, my german spelling is null.

On the second paragraf I agree compleetly: many people belive true things to be unspeakable, but I to belive that that's only confusion derived from the fact that word do not re-present what they mean, and that we would wish fervently.

About the rest... well, I can only extent my simpaties, guessing we all feel that way.

Sierra hat gesagt…

God, spotted two stupid mistakes just by reading my own comment:

On the second paragraf I agree compleetly: many people belive true things to be unspeakable, but I too belive that that's only confusion derived from the fact that words do not re-present what they mean, and that we would wish fervently.

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